Rumänien
Die Gas- und Energiekosten (Heizung, Kochen, Warmwasser) sind bisher um 10-20 Prozent gestiegen, Preise für Grundnahrungsmittel stärker: Getreide 25 Prozent, Öl 100 Prozent, Milchprodukte, Gemüse und Obst 30 Prozent (immer im Vergleich zum Vorjahr). Immer mehr Leute haben ein Auto, entsprechend schlägt hier die Verteuerung von Kraftstoff ein. Aber die Preise für öffentliche Verkehrsmittel sind noch relativ erschwinglich, und die Preise für Teilnahme am kulturellen Leben, für Freizeitgestaltung und für Klamotten sind gleichgeblieben. Ein Grund, warum die Gesamt-Inflationsrate wesentlich niedriger ist. Die Bewegung von der Stadt zurück aufs Land hält an. Viele haben noch ein Stück Land und können den Preissteigerungen etwas ausweichen.
Generell haben die Leute kaum Erspartes. Viele, ob ArbeiterInnen oder besserverdienende Mittelschicht (ein Programmierer mit frischem Abschluss verdient 1000 Euro), haben Privatkredite aufgenommen und leben auch sonst auf Pump (ganz oft ein Argument, warum einige einen längeren Streik mit entsprechendem Lohnausfall nicht durchhalten). Privatkredite waren sehr einfach zu kriegen, aber inzwischen sind die Zinsen angehoben und die Kalkulationen der Leute hauen nicht mehr hin.
Konflikte? Alle Streiks, von denen ich mitbekommen habe, waren von den hohen Preissteigerungen motiviert. In wichtigen Bereichen (Dacia, Hafen, Stahlwerk) gab es jährlich Lohnerhöhungen über 10 Prozent, ohne dass gestreikt wurde. Zu den Streiks kam es, weil diese Lohnerhöhungen nicht mehr ausreichten. Auf den Wirtschaftsseiten der Zeitungen und in den Fernsehnachrichten werden die hohen Lohnsteigerungen (im Durchschnitt 25 Prozent) für die krasse Preisexplosion verantwortlich gemacht.