Wildcat-Zirkular Nr. 24 - Februar 1996 - S. 80-86 [z24ezlna.htm]


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»Die Hoffnung ist jene Aufsässigkeit,
die Konformismus und Niederlagen ablehnt.«

Aufruf der EZLN für eine Internationale der Hoffnung

Erste Deklaration von La Realidad

Gegen den Neoliberalismus und für die Menschheit.

»Ich bin schon gekommen,
ich bin hier schon anwesend,
ich, der Sänger.
Genießet die gute Stunde,
kommt alle hierher Euch vorzustellen,
die Ihr betrübten Herzens seid.
Ich erhebe mein Lied.«

(Náhuatl-Gedicht)

An die Völker der Welt:

Brüder und Schwestern:

In den letzten Jahren hat sich die Macht des Geldes eine neue Maske über ihr kriminelles Gesicht gezogen. Über Grenzen hinweg, ohne Rücksicht auf Rassen und Hautfarben erniedrigt die Macht des Geldes die Würde, beleidigt sie die Ehrlichkeit und ermordet sie die Hoffnung. In »Neoliberalismus« hat sich das historische Verbrechen der Privilegien, Reichtümer und Straffreiheiten umbenannt, es demokratisiert jetzt das Elend und die Hoffnungslosigkeit.

Ein neuer Weltkrieg wird ausgetragen, aber jetzt gegen die gesamte Menschheit. Wie in allen Weltkriegen geht es um eine Neuverteilung der Welt.

Unter dem Namen der »Globalisierung« rufen sie zu diesem modernen Krieg, der mordet und vergißt. Die Neuverteilung der Welt besteht darin, die Macht in der Macht zu konzentrieren und das Elend im Elend.

Die Neuverteilung der Welt schließt die »Minderheiten« aus. Indígenas, Jugendliche, Frauen, Homosexuelle, Lesben, Farbige, ImmigrantInnen, ArbeiterInnen, Campesinos; die Mehrheiten, welche die weltweiten Keller bilden, stellen für die Macht entbehrliche Minderheiten dar. Die Neuverteilung der Welt schließt die Mehrheiten aus.

Das moderne Heer des Finanzkapitals und der korrupten Regierungen schreitet voran und erobert in der einzigen Art und Weise, in der es zu erobern weiß: durch Zerstörung. Die Neuverteilung der Welt zerstört die Menschheit.

Die Neuverteilung der Welt hat nur Platz für das Geld und seine Diener. Männer, Frauen und Maschinen werden gleichgesetzt in ihrer Knechtschaft und ihrer Entbehrlichkeit. Die Lüge herrscht und vervielfältigt sich in Medien und Erscheinungsformen.

Eine neue Lüge wird uns als Geschichte verkauft. Die Lüge der Niederlage der Hoffnung, die Lüge der Niederlage der Würde, die Lüge der Niederlage der Menschheit. Der Spiegel der Macht bietet uns zum Ausgleich: die Lüge des Sieges des Zynismus, die Lüge des Sieges der Unterwürfigkeit, die Lüge des Sieges des Neoliberalismus.

Statt Menschheit bieten sie uns Börsenkurse, statt Würde bieten sie uns die Globalisierung des Elends, statt Hoffnung bieten sie uns die Leere, statt Leben bieten sie uns die Internationale des Schreckens.

Gegen die Internationale des Schreckens, die der Neoliberalismus darstellt, müssen wir die Internationale der Hoffnung erheben. Die Einheit, jenseits der Grenzen, Sprachen, Hautfarben, Kulturen, Geschlechter, Strategien und Gedanken, all derer, denen eine lebende Menschheit lieber ist.

Die Internationale der Hoffnung. Nicht die Bürokratie der Hoffnung, nicht die Kehrseite, die dadurch dem so ähnlich ist, das uns zerstört. Nicht die Macht mit neuem Zeichen, in neuen Kostümen. Ein Atemzug, ja, ein Atemzug der Würde. Eine Blume, ja, eine Blume der Hoffnung. Ein Lied, ja, ein Lied des Lebens.

Die Würde ist jenes Vaterland ohne Nationalität, jener Regenbogen, der gleichzeitig eine Brücke ist, jenes Murmeln des Herzens, egal, wessen Blut es belebt, jene rebellische Ehrfurchtslosigkeit, die Grenzen, Zölle und Kriege verhöhnt.

Die Hoffnung ist jene Aufsässigkeit, die Konformismus und Niederlagen ablehnt.

Das Leben ist das, was sie uns schulden: das Recht, zu regieren und uns zu regieren, zu denken und handeln in einer Freiheit, die nicht über die Sklaverei anderer ausgeübt wird, das Recht, zu geben und zu nehmen, was gerecht ist.

Aus all diesen Gründen, und zusammen mit denen, die jenseits von Grenzen, Rassen und Hautfarben mit uns das Lied des Lebens, den Kampf gegen den Tod, die Blume der Hoffnung und den Atemzug der Würde teilen... richtet sich das Ejército Zapatista de Liberación Nacional

An alle die, die für die menschlichen Werte der Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen.

An alle die, die sich darum bemühen, dem weltweiten Verbrechen namens »Neoliberalismus« zu wiederstehen, und danach streben, daß die Menschheit und die Hoffnung, besser zu werden, zu Synonymen der Zukunft werden.

An alle Individuen, Gruppen, Kollektive, Bewegungen, soziale, politische und Bürgerrechts-Organisationen, an alle Gewerkschaften, Nachbarschaftsorganisationen, Kooperativen, an alle vergangenen und zukünftigen Linken, Nicht-Regierungsorganisationen und Gruppen der Solidarität mit den Kämpfen der Völker der Welt, Banden, Stämme, Intellektuelle, Indígenas, Studierende, MusikerInnen, ArbeiterInnen, KünstlerInnen, LehrerInnen, Campesinos, Kulturinitiativen, Jugendbewegungen, alternative Medien, Umweltbewegte, Slumsiedler, Lesben, Homosexuelle, Feministinnen, PazifistenInnen.

An alle Menschen ohne Haus, ohne Land, ohne Arbeit, ohne Nahrung, ohne Gesundheit, ohne Bildung, ohne Freiheit, ohne Gerechtigkeit, ohne Unabhängigkeit, ohne Demokratie, ohne Frieden, ohne Vaterland, ohne Morgen.

An alle die, die gleich welcher Hautfarben, Rassen oder Grenzen die Hoffnung zu ihrer Waffe und ihrem Schild machen.

Und lädt sie ein zum

Ersten Interkontinentalen Treffen für die Menschheit und gegen den Neoliberalismus, das zwischen den Monaten April und August 1996 in den fünf Kontinenten nach folgendem Veranstaltungsprogramm stattfindet:

Erstens:

Kontinentale Vorbereitungsversammlungen im Monat April 1996 an folgenden Orten:

  1. Europäischer Kontinent: in Berlin, Deutschland.
  2. Amerikanischer Kontinent: in La Realidad, Mexico.
  3. Asiatischer Kontinent: in Tokio, Japan.
  4. Afrikanischer Kontinent: Ort steht noch nicht fest.
  5. Ozeanischer Kontinent: in Sidney, Australien.

Anmerkung: Die kontinentalen Veranstaltungsorte können geändert werden, wenn die organisierenden Gruppen es so beschließen.

Zweitens:

Interkontinentales Treffen für die Menschheit und gegen den Neoliberalismus, vom 27. Juli bis zum 3. August 1996 in den zapatistischen »Aguascalientes« in Chiapas, Mexico mit den folgenden Grundsätzen:

Themen:

Arbeitsgruppe 1: Wirtschafliche Aspekte dazu, wie unter dem Neoliberalismus gelebt wird, wie ihm widerstanden wird, wie gekämpft wird, sowie Vorschläge dafür, wie gegen ihn und für die Menschheit zu kämpfen ist.

Arbeitsgruppe 2: Politische Aspekte dazu, wie unter dem Neoliberalismus gelebt wird, wie ihm widerstanden wird, wie gekämpft wird, sowie Vorschläge dafür, wie gegen ihn und für die Menschheit zu kämpfen ist.

Arbeitsgruppe 3: Soziale Aspekte dazu, wie unter dem Neoliberalismus gelebt wird, wie ihm widerstanden wird, wie gekämpft wird, sowie Vorschläge dafür, wie gegen ihn und für die Menschheit zu kämpfen ist.

Arbeitsgruppe 4: Kulturelle Aspekte dazu, wie unter dem Neoliberalismus gelebt wird, wie ihm widerstanden wird, wie gekämpft wird, sowie Vorschläge dafür, wie gegen ihn und für die Menschheit zu kämpfen ist.

Organisation:

Die Vorbereitungsversammlungen in Europa, Asien, Afrika und Ozeanien werden von den Komitees der Solidarität mit dem zapatistischen Aufstand, ihnen nahestehenden Organisationen und Gruppen von BürgerInnen organisiert, die am Kampf gegen den Neoliberalismus und für die Menschheit interessiert sind. Wir rufen die Gruppen aller Länder dazu auf, gemeinsam an der Organisierung und Durchführung der Vorbereitungsversammlungen mitzuwirken.

Das Interkontinentale Treffen für die Menschheit und gegen den Neoliberalismus, das vom 27. Juli bis zum 3. August 1996 in Chiapas, Mexico, staatfindet, wird vom EZLN sowie von mexikanischen BürgerInnen und Nicht-Regierungsorganisationen organisiert, die rechtzeitig bekanntgegeben werden.

Allgemeine und interkontinentale Anmerkung: Alle nicht in diesem Aufruf vorgesehenen Details werden von den entsprechenden Organisationskomitees - was die kontinentalen Vorbereitungstreffen angeht - und - bezüglich des Treffens in Chiapas, Mexico - vom interkontinentalen Organisationskomitee entschieden.

Brüder und Schwestern:

Die Menschheit lebt in unserer aller Brust, und sie bevorzugt, wie unser Herz, die linke Seite. Wir müssen sie finden, wir müssen uns finden.

Es ist nicht notwendig, die Welt zu erobern. Es reicht, sie neu zu schaffen. Durch uns. Heute.

Demokratie! Freiheit! Gerechtigkeit!

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens
Für das Comité Clandestino Revolucionario Indígena -
Comandancia General del Ejército Zapatista de Liberación Nacional,
Subcomandante Insurgente Marcos

Mexico, im Januar 1996


An die TeilnehmerInnen des 5. Europäischen Treffens der Solidarität mit dem Zapatistischen Aufstand. Paris, Frankreich

»Dies kam Alice albern vor; daher sagte sie nichts, sondern beeilte sich, um zur Roten Königin zu gelangen. Zu ihrer Überraschung verlor sie sie sofort aus den Augen und fand sich selber wieder, wie sie erneut vor der Tür umherging.
Ein wenig verärgert, legte sie dieselbe Strecke erneut zurück und dachte, nachdem sie die Königin überall gesucht hatte (und schließlich nur von weitem sah), daß sie in dieser Situation den Plan ausprobieren sollte, in entgegengesetzter Richtung zu gehen.
Besser konnte es ihr gar nicht ergehen. Sie war nicht einmal eine Minute lang gegangen, und schon fand sie die Rote Königin direkt vor sich, und außerdem sogar gegenüber des Hügels, den sie so gerne hatte besteigen wollen.
- Woher kommst Du? - fragte die Rote Königin. - Und wohin gehst Du? Schau, sprich deutlich und beweg nicht ständig die Finger.
Alice befolgte alles, was ihr gesagt wurde, und erklärte so deutlich sie konnte, daß sie von ihrem Weg abgekommen war und sich verlaufen hatte.
- Ich verstehe nicht, was Du mit Deinem Weg meinst - sagte die Königin. - Denn alle Wege hier sind meine.«

Aus: Lewis Carroll, Alice hinter den Spiegeln,
Kapitel 11: Der Garten der lebendigen Blumen

Brüder und Schwestern:

Im Namen meiner Compañeros, der Männer, Frauen, Kinder und Alten, die das Ejército Zapatista de Liberación Nacional bilden, schreibe ich Euch, um Euch zu grüßen und die Ausrichtung dieses 5. Europäischen Treffens der Solidarität mit dem Zapatistischen Aufstand zu begrüßen.

Ihr müßt wissen, daß wir keinen unserer zapatistischen Compañeros haben schicken können, und daß daher niemand auf diesem 5. Treffen das EZLN vertritt. Zur Zeit befinden wir uns in dem internen Prozeß der Beratung innerhalb der zapatistischen Indígena-Gemeinden, um auf die Vorschläge für das Abkommen zu antworten, die bei den Verhandlungen in San Andrés Sacamch'en de los Pobres erzielt worden sind. Daher war es uns unmöglich, an Eurem 5. Treffen teilzunehmen. Auch haben wir niemand anderen darum bitten können (und werden dies auch zukünftig nicht tun), für uns vor Euch zu sprechen. Deshalb müssen wir erneut zum Mittel des Briefes greifen, damit Ihr uns hört.

Als Anhang zu diesem Brief findet Ihr die sogenannte »Erste Deklaration von La Realidad«, die zur Durchführung des Ersten Interkontinentalen Treffens für die Menschheit und gegen den Neoliberalismus aufruft. Wir bitten Euch, diesen Aufruf zu lesen und, wenn Ihr damit einverstanden seid, ihn zusammen mit dem EZLN zu unterschreiben, damit wir gemeinsam die Menschheit zu diesem Treffen einladen, um sie zu finden und uns zu finden.

Wir wissen, daß Ihr auf Eurem Treffen viele Anliegen zu behandeln habt, doch wir bitten Euch, Euch für diese - in Duritos Worten »intergalaktische« - Angelegenheit ein wenig Zeit zu nehmen.

Dazu möchten wir folgendes sagen:

Wir schlagen Euch vor, daß für den europäischen Kontinent die Vorbereitungsversammlung für das Interkontinentale Treffen für die Menschheit und gegen den Neoliberalismus in der ersten Aprilwoche 1996 in Berlin, Deutschland, stattfindet.

Wir fügen hinzu, daß es sich nur um einen Vorschlag handelt, und selbstverständlich akzeptieren wir es, wenn Ihr einen anderen Ort wählt. Egal ob es in Berlin oder an welchem Ort auch immer stattfindet - wir bitten Euch, die entsprechende örtliche Gruppe zu unterstützen. Wir müssen damit beginnen, eine neue politische Kultur durchzusetzen, in der die Einheit Früchte trägt. Und was könnte diese neue Politik besser verdeutlichen, als daß diese Versammlung (und die der anderen Kontinente) das Ergebnis einer internationalen Arbeit und nicht nur die des ausrichtenden Landes ist. Wäre das nicht ein Versuch, die Internationale der Hoffnung zu gründen? Laßt uns also auch in diesem Sinne die Grenzen überwinden.

Ich möchte gern erklären, warum wir als Ort für die europäische Vorbereitungsversammlung Berlin vorschlagen. Jetzt könnte ich natürlich behaupten, daß ich das CCRI dazu bringen will, mich als Delegierten zu schicken, und daß ich schon immer Deutschland kennelernen wollte, oder daß ich (als Marcos wegen der marcos, der D-Mark) nur meinen Narzißmus pflegen möchte. Dies alles stimmt auch, ist aber nicht der Hauptgrund.

Wie die »Erste Deklaration von La Realidad« besagt, hat uns die Macht eine Lüge als Wahrheit verkauft, die Lüge unserer Niederlage. Ohne sich viel darum zu kümmern, uns tatsächlich zu besiegen, hat die Macht uns einzureden versucht, wir seien besiegt. Wer? Wir, Ihr, alle, die wie wir denken, daß eine Welt möglich und notwendig ist, in der die Demokratie, die Freiheit und die Gerechtigkeit ihren bequemen Platz in Utopien und Bibliotheken verlassen und zu uns kommen, um mit uns zu leben (und zu kämpfen, was eine herrliche Art zu leben ist).

Auf der Lüge unserer Niederlage hat die Macht die Lüge ihres Sieges errichtet. Und die Macht hat den Fall der Berliner Mauer als Symbol ihrer Allmächtigkeit und Ewigkeit gewählt. Auf den Trümmern der Berliner Mauer hat die Macht eine noch größere und stärkere Mauer errichtet: die Mauer der Hoffnungslosigkeit.

Die Mauer steht nach wie vor. Sie ist Teil der Geschichte, aber sie bedeutet nicht die Niederlage der Hoffung und den Sieg des Zynismus. In Berlin liegt eine Scherbe des zerbrochenen Spiegels, den wir als Geschichte geerbt haben.

So wie Alice entdeckt, daß sie, um die Rote Königin zu erreichen, rückwärts gehen muß, müssen wir uns der Vergangenheit zuwenden, um voranzuschreiten und besser zu werden. In der Vergangenheit können wir Wege für die Zukunft entdecken. Und wir, Ihr, streben nach nichts Größerem als nach Zukunft. Daher ist die Vergangenheit wichtig. Wenn etwas Neues geboren wird, dann nur, weil etwas Altes stirbt. Aber im Neuen kann sich das Alte ausbreiten und die Zukunft verschlingen, wenn wir es nicht umzingeln, es kennenlernen, ihm zusprechen und zuhören, kurzgefaßt, die Angst vor ihm verlieren.

Ein Symbol? Ja, ein Symbol. Warum nicht zu etwas Neuem gerade dort ansetzen, wo das Alte liegengeblieben ist? Was haben wir zu verlieren? Nichts, außer unserer Angst, unserer Scham, unserer Gewissensbisse... und unserer Alpträume.

Warum nicht mit einem Symbol beginnen? Warum nicht wieder dort zu gehen beginnen, mitten in dem Symbol, das die Macht für das Ende der Geschichte und für die Ewigkeit ihrer Herrschaft hält? Warum lesen wir nicht mit unseren Händen jene Scherbe des zerstörten Spiegels auf? Vielleicht verletzen wir uns die Hände, vielleicht aber gelingt es uns, durch eine Spalte ihres Spiegelbildes hindurch den Kristall zu erblicken, den wir erstreben, den wir uns verdienen...

Berlin. In der ersten Aprilwoche des Jahres 96. 7 Jahre danach. 7 mal 7 die 7 gehen. Berlin. Warum nicht?

Gut, ich schicke Euch nochmals unsere Grüße und Wünsche, daß alles gut gelingen möge auf Eurem 5. Europäischen Treffen der Solidarität mit dem Zapatistischen Aufstand.

Gut. Grüße, und auf daß wir gemeinsam die Rote Königin finden.

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens.
Subcomandante Insurgente Marcos
Mexico, im Januar 1996


Nachbemerkung von Wildcat: Trotz der verkürzten, schlagwortartigen Kritik (gegen »Neoliberalismus und Globalisierung«) denken wir, daß es richtig ist, die beiden Aufruftexte ernstzunehmen. Für die Zapatisten sind sie wohl ein taktisches Manöver, um aus der Misere der innermexikanischen Verhandlungen rauszukommen. Das wichtige daran ist aber der Versuch, aus der »Einbahnstraßen-Solidarität« rauszukommen und durch Berichte über Kämpfe aus allen Kontinenten vielleicht zu einer globalen Diskussion zu kommen.

Probleme habe ich allerdings damit, daß bei einer engen Orientierung an den Aufrufen von vornherein eine Interpretation der Kämpfe vorgegeben ist; daß sie, ungeachtet ihres Inhalts, als Kämpfe gegen »Neoliberalismus und Globalisierung« gesehen werden, wie es Le Monde diplomatique so schön für die November/Dezember-Bewegung in Frankreich vorgemacht hat. Und gegen »Neoliberalismus« hilft bekanntlich eine sozialstaatlich abgefederte Krisenverwaltung womit jede radikale Kritik am Kapitalismus beerdigt ist. Ob es soweit kommt, hängt aber von den Diskussionen ab, die sich entwickeln und in die können wir ja eingreifen können.

B.

Das nächste Vorbereitungstreffen in Berlin findet am 6. März um 19.30 h im Mehringhof statt. Weitere Termine usw. wie immer in »Land und Freiheit.


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